Nach der Erscheinung unserer Broschüre „Kontextwechsel – Arbeiten in und mit der Natur“ hat prompt die Wirtschaftswoche mit meinem Co-Autor, Christian Maier, Kontakt aufgenommen. Bei unserer Publikation war uns wichtig, Ansätze beim „Wandercoaching“ so zu beschreiben, dass es Lust macht, es auszuprobieren (z.B. ein Mitarbeitergespräch als Geh-Spräch). Einige Inhalte aus dem Interview sind nun in dem Artikel „Denken mit den Füßen“ von der September-Ausgabe der Wirtschaftswoche zu lesen. Wir haben uns sehr über die Veröffentlichung gefreut! Interessant finden wir auch die ebenfalls zitierten wissenschaftlichen Studien von Experten.
Warum nicht einfach auch mal in der eigenen Firma?
Vermutlich hat jeder schon einmal selbst die Erfahrung gemacht, wie gut manchmal ein Spaziergang tut? Vielleicht hat man auch schon einmal ein anstrengendes Gespräch im Gehen geführt und war hinterher erleichtert? Frage: Warum nutzen wir diese Erfahrungen nicht auch bei der täglichen Arbeit im Betrieb und Unternehmen? Bedarf es wirklich noch mehr Forschungen und Erhebungen, um es zu beweisen? Oder warum ist das tabu im Business?
Wo kommt es her?
Vielleicht liefert die historische Perspektive eine Antwort? Wir leben heute noch immer in einer Arbeitskultur, die in der industriellen Revolution geprägt wurde. Aufgrund der grossen Maschinen mussten damals alle Arbeiter in die Fabriken gehen. Die Maschinen waren teuer und mussten rund um die Uhr laufen. Die Arbeiter sind damals im Schichtbetrieb in die Fabriken geströmt und haben der Landarbeit und dem Handwerk den Rücken zugekehrt. In den Fabriken herrschte die Stechuhr und der strenge Vorarbeiter kontrollierte. Es zählte einzig und alleine die Arbeitszeit in der Fabrik! Ist das heute denn noch immer noch so?
In den meisten Unternehmen gibt es diese Maschinen schon lange nicht mehr. In den letzten Jahrzehnten wurde ohnehin der Industriesektor von dem Dienstleistungssektor abgelöst. Im Büroalltag sind inzwischen die Maschinen auf DIN A4- Grösse und mit dem Smartphone sogar auf Hosentaschenformat geschrumpft. Eigentlich hätte man keinen Grund mehr, zum Arbeiten immer in der Firma zu sitzen, anstatt auch mal ein paar Schritte nach außen zu gehen?
Was bremst uns beim Kontextwechsel?
Die Konvention, dass die Arbeit im Büro stattzufinden hat, lebt in vielen Betrieben weiter. Ist es dem Chef wirklich soooo wichtig, die Kontrolle über die Arbeit zu behalten? Oder dominiert vielleicht eine Art Kollektivdruck? Ist es wichtig, die anderen Kollegen denn auch arbeiten zu sehen? Man stelle sich vor: „Ein Spaziergang“ von drei Kollegen während „der Schicht“ bei Kaiserwetter – das kurbelt vermutlich nicht die eigene Arbeitsmotivation an, oder? Geht es um „Gleichheit“, vielleicht „geteiltes Leid, halbes Leid“ oder einfach nur Neid? Oder herrschen hier einfach nur (alte) Gewohnheiten?
An der Tagesordnung sind dafür im Betriebsalltag festgefahrene Meetings, die eine Stunde länger gehen, dafür ohne greifbares Ergebnis und natürlich mit Folgemeeting, welches nicht unähnlich verlaufen wird. Wie wirkungsvoll könnte da eine Unterbrechnung sein, anstatt die Standpunkte auszusitzen? Auch nur einmal um den Block zu gehen kann wahre Wunder bewirken!
Also – auf geht’s: Wer fängt als erster an, diese Konventionen aufzubrechen? Wer zerschlägt die Kette, die uns an die Büros fesselt? Welche Führungskräfte leben diesen Kontextwechsel einfach mal vor? Und wann wird es endlich Beste Praxis, den Kollegen ein Geh-Spräch zu empfehlen – auch wenn die Sonne scheint ;-)
Weitere Quellen:
– Download der Broschüre: „Kontextwechsel – Arbeiten in und mit der Natur“ .
– Artikel (Premium) „Denken mit den Füßen“ in Wirtschaftswoche online und Print (September-Ausgabe).
– Weiterer Artikel „Gehen hilft uns geistig auf die Sprünge“ in Wirtschaftswoche